Es gibt sicherlich viele Varianten von einem Spieltag zu berichten. Die folgende ist eine Möglichkeit der Sicht der Dinge.
An einem neblig, verregneten Samstagvormittag machten sich die Spieler des VC Jena 08 auf zu einer Fahrt ins Ungewisse. Zum ersten Mal seit der Gründung 2008 erwartete den Verein ein Spieltag im Thüringer Volleyballverband und nicht das gewohnte, oft siegreiche Stadtligaspiel zur abendlichen Trainingszeit. Der Start in die Volleyballsaison 2014/15 begann mit der halbstündige Anreise zur zentrumsnahen Turnhalle des Liebegymnasiums in Gera. Trotz der gespannten Erwartung der scheinbar erfahreneren Gegner des Geraer Volleyballclub II und SV Tröbnitz 1923 II, aber mit Proviant für mehrere Wochen im Gepäck, verbreitete sich langsam das Gefühl eines harmonischen Familienausflugs. Sowohl für die zuschauenden Spielereltern als auch für den Sport begeisterten Spielernachwuchs – hiermit sind die jüngsten Fans des VCJ Anna und Helena herzlich gegrüßt – sollte es ein durchaus unterhaltsamer Samstagnachmittag werden.

Geraer Volleyballclub II vs. VC Jena – 0 : 3 (11:25, 13:25, 12:25)

So durchwachsen und bescheiden die Test- und Trainingsspiele in den vergangenen Wochen auch waren, zum Saisonauftakt zeigte sich eine konzentrierte und spielstarke Jenaer Mannschaft. Obwohl an diesem Spieltag einige Spieler (Voigt, Giesecke, Höpfner, Gebhardt) aus unterschiedlichen Gründen abkömmlich waren und ersetzt werden mussten, wirkten die Aktionen nicht nur in der ersten Begegnung eingespielt und abgestimmt. Der deutliche Ausgang aller drei Sätze (-11, -13, -12), drückt in Zahlen aus, dass die 13 bis 17 Jährigen, zwar mit ihren Angaben teilweise druckvoll um die Punkte kämpften, aber gegen die Jenaer Angriffsvariationen um Kapitän und Diagonalangreifer Kretzschmar, inszeniert vom blendend aufgelegten Zuspieler Pöppel, recht ratlos waren. Egal wen der an diesem Tag spielfreie Trainer Jahn auf das Feld schickte, stets fanden sich dort sechs emsige Akteure wieder, die weder die Feldabwehr vernachlässigten noch versäumten genügend Druck durch ihre Angriffe auszuüben. Sowohl die Außenangreifer Baumbach, Malinowski und M. Möller als auch die Mittelblocker Bust, Kintzel, Heinze und Welsch wussten ein ums andere Mal am Netz zu gefallen. Sowohl die Blockarbeit als auch die Angriffsbemühungen fanden meist ein erfolgreiches Ende. Daher dauerte das erste Spiel ungefähr so lang wie beim Fußball eine Halbzeit mit vierminütiger Nachspielzeit.
Zwischen den beiden Spielen für den VCJ machten die meisten Spieler eine weitere neue Erfahrung. Zwischen fokussierter Beobachtung der Auslinien und akribischer, aber formal staubtrockener Kritzelei im Protokollbogen waren die Funktionen des Jenaer Schiedsgerichts beim Spiel Geraer Volleyballclub II gegen SV Tröbnitz II gemäß den Fähigkeiten konform verteilt. Je nach Kompetenz und präsaisonaler Ausbildung fanden sich manche Spieler als ungeschulte Linienrichter oder Punktetafelverwalter, oder aber auch als geschulter Schiedsrichter wieder. Andere schauten der versierten K. Möller beim Protokollieren über die Schulter. Keine schlechte Figur gab auch der mit einer Brille bewaffnete zweite Schiedsrichter Welsch ab. Allerdings überragte alles – nicht nur räumlich – die personifizierte Souveränität in Hauptschiedsrichter Malinowski, der beim drei zu null Sieg der Tröbnitzer keinen spielentscheidenden Fehler machte.
Nicht minder wichtig war in der Spielpause und zwischen den Sätzen die gute Laune, magnesiumreiche Bananen sowie stilles Mineralwasser verteilende Mannschaftsbetreuerin Greuel. Bestens versorgt und zu gut ausgeruht ging es weiter mit dem letzten Spiel des Tages.

SV Tröbnitz 1923 II vs. VC Jena – 0 : 3 (15:25, 14:25, 15:25)

So wie der in diesen Zeilen präsente Schreiberling seine latent spürbare Nervosität und Vorsicht im Laufe der einzelnen Spielberichte ablegt, war auch die Einstellung der Mannschaft vor dem zweiten Spiel, zumal mit dem ersten Sieg im Rücken, wesentlich euphorischer. Zack, bumm: Prompt lag man aber nach ein paar Spielminuten und schlafmützigen Nachlässigkeiten in der Annahme schnell einige Punkte hinten. Einem schrillenden Uhrenwecker gleich kommt früh im Satz die intelligente Auszeit vom „stellvertretenden“ Kapitän (?) oder regelkonform: stellvertretend für den Kapitän. Die erste Auszeit der Saison belegt, welch spielbeeinflussende Folgen diese taktische Möglichkeit gewährleistet. Aus dem schläfrigen Satzbeginn und dem resultierenden Rückstand von 4:7 wird nach der Auszeit eine hellwache 14:7 Führung. Mit der richtigen Einstellung zum Spiel gingen alle drei Sätze recht deutlich und verdient an Jena (-15, -14, -15). Wiederum kam der Spielfluss trotz oder wegen diverser personeller Wechsel nicht ins Stocken, sodass man buchstäblich von einer geschlossenen Mannschaftsleistung sprechen kann. Wenn der Spielball ab und zu unentschlossen mehrmals die Spielfeldseiten wechselte und die einzelnen Jenaer bzw. Tröbitzer Volleyballer diesen verbissen im Spiel hielten, wurde der Punkt spätestens durch den „Spielverderber“ Kretzschmar entschieden. Besonders hervorzuheben sind auch die Angabenserien zur rechten Zeit: zum einen von Kretzschmar, der sich ein Privatduell mit der gegnerischen Position Nummer zwei lieferte und zum anderen von Malinowski, der selbst nach gegnerischen Auszeiten unbeirrt seine Sprungangaben abspulte. Letztlich dauerte auch dieses Match nur drei Minuten länger als die erste Partie.

Zu guter Letzt die Lehren des Spieltags: Erstens hebt der gelegentliche Genuss von vogtländischem Kartoffelkuchen die Teamstimmung. Der Libero, zweitens, betritt und verlässt das Feld immer an der Seite und niemals hinten. Drittens sind Sportbrillen wirklich nicht zu empfehlen. Viertens kann das Motto formuliert werden: Wer sich beim Volleyball am Samstag beeilt, der pünktlich zur Sportschau auf dem Sofa verweilt.